Daphne und Apollon

Daphne und Apollon

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So, Leute, jetzt kommt ein Mythos, der eines ganz klar beweist: Selbst Götter können in der Freundschaftszone landen.

Und als ein verliebter Olympier einer Nymphe hinterherjagt, die absolut nichts von ihm will, entsteht eine Geschichte, die romantische Tragödie und antikes griechisches Chaos gleichermaßen vereint. Willkommen im Drama von Apollo und Daphne.

Stellt euch Folgendes vor: Apollo, der Liebling der Götter – im wahrsten Sinne des Wortes. Gott der Musik, der Poesie, der Prophezeiung, des Sonnenlichts … im Grunde der Typ, der bei der Götterpreisverleihung in jeder Kategorie gewinnt.

Er ist nach seinem Sieg über die Python in Delphi auf dem Höhepunkt seines Erfolgs, die Brust geschwellt, das Ego am Brennen. Er strahlt vor Siegeswillen und ist vielleicht ein bisschen zu selbstverliebt.

Da taucht Eros auf – klein, geflügelt, mit Pfeilen bewaffnet. Apollo, in Höchstform der Selbstgefälligkeit, beschließt, ihn zu verspotten: „Hey, Kleiner, spiel lieber mit Spielzeug, anstatt Liebespfeile zu verschießen, ja?“ Großer Fehler. Riesiger Fehler. Denn wenn Eros eines gut kann, dann ist es Rache. Kleinliche, poetische Rache.

Also spannt Eros zwei Pfeile:
Einen goldenen, der unwiderstehliche Liebe entfacht.
Einen bleiernen, der ein „Auf keinen Fall, lass mich in Ruhe!“ auslöst.

Er schießt Apollo mit dem goldenen Pfeil ab – zack, sofortige Besessenheit.

Er schießt Daphne, eine wunderschöne Flussnymphe und Tochter des Flussgottes Peneus, mit dem bleiernen – zack, sofortiges „Pfui, Männer!“.

Apollo sieht Daphne und verwandelt sich augenblicklich in die göttliche Verkörperung eines Mannes, der einem um 3 Uhr nachts Gedichte in die Direktnachricht schreibt. Daphne hingegen will nichts von Romantik wissen. Sie hat sich einem Leben in Freiheit, Wäldern und ohne Partner verschrieben. Quasi die antike griechische Geschäftsführerin des „Kein-danke-mir-ist-gut“-Clubs.

Doch Apollo ist ihr dicht auf den Fersen. Er rennt ihr durch den Wald hinterher, beteuert ihre Liebe und spielt auf seiner Leier die verzweifeltste Melodie der Welt. Daphne sprintet, als hinge ihr Leben davon ab – denn ehrlich gesagt, in der Mythologie tut es das tatsächlich.

Daphne verwandelt sich in einen Baum
Daphne verwandelt sich in einen Baum

Als sie erkennt, dass sie ihm nicht entkommen kann, greift sie zum letzten Mittel: Sie bittet ihren Vater Peneus um Hilfe. Er tut es – auf eine Weise, wie sie nur die griechische Mythologie als Lösung bezeichnen würde.

Gerade als Apollo sie einholen will, verwandelt sich Daphne. Ihre Füße wurzeln im Boden, ihre Arme wachsen zu Ästen, ihre Haut wird zu Rinde, und Blätter sprießen aus ihren Fingerspitzen. In Sekundenschnelle ist sie ein Lorbeerbaum – still, regungslos und für immer unerreichbar.

Apollo kommt gerade noch rechtzeitig, um mitanzusehen, wie sich die Frau, die er liebt, in eine Pflanze verwandelt.

Verzweifelt tut er, was mythische Männer am besten können: Er macht es symbolisch. Er schwört, der Lorbeerbaum soll sein heiliger Baum sein.

Sieger sollen Lorbeerkränze tragen, Dichter und Helden mit seinen Blättern geehrt werden. Es ist ein Versprechen, eine Huldigung und ein bittersüßer Versuch, jemanden festzuhalten, der nie gehalten werden wollte.

So erhält Apollo am Ende seinen Lorbeer – aber nicht seine Liebe. Und Daphne entkommt Apollos Verfolgung – verliert dabei aber ihre menschliche Gestalt.

Es ist eine Geschichte über Sehnsucht, Grenzen, Besessenheit und darüber, wie man manchmal nur durch eine völlig neue Verwandlung seine Freiheit erlangen kann.

Daphne und Apollo: Ein Mythos, der beweist, dass Liebespfeile Warnhinweise brauchen – und dass der Baum manchmal bessere Grenzen setzt als der Gott.

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