Pygmalion und Galatea

Pygmalion und Galatea: Der Traum des Bildhauers

Sprache  |  EL elEN en_US
📄 Artikel zitieren

Dies ist eine der zeitlosen Geschichten aus der griechischen Mythologie, eine Erzählung, die seit Jahrhunderten über Liebe, Hingabe und die Macht der Götter berichtet.

Der Bildhauer, der die Welt verwarf

Auf der Insel Zypern lebte Pygmalion, ein Bildhauer von unvergleichlichem Können und unerreichbaren Ansprüchen. Er sah um sich herum Eitelkeit, Betrug und oberflächliche Liebe – und so zog er sich, angewidert von den Fehlern der Menschheit, in sein Handwerk zurück. Stein wurde sein Zufluchtsort.

Die Geburt der vollkommenen Frau

Er machte sich daran, die vollkommene Frau zu erschaffen – nicht eine Frau aus Fleisch und Blut, sondern ein Ideal, geboren aus seiner eigenen Vorstellungskraft. Tag und Nacht arbeitete er ohne Ruhe, sein Meißel schnitt mit Hingabe durch das Elfenbein, die in Besessenheit umschlug.

Als er zurücktrat, stand sie vor ihm – Galatea, noch ohne Namen. Die Vollkommenheit ihrer Gestalt verstörte selbst ihren Schöpfer. Ihre Augen schienen jeden Moment zu blinzeln. Pygmalion kleidete sie in feine Gewänder, steckte ihr Ringe an die Hände und legte Blumen zu ihren Füßen. Er küsste ihre Lippen, kalt wie Marmor, und flüsterte Worte, die für die Lebenden bestimmt waren.

Liebe zur Untoten

Das Herz des Bildhauers verriet ihn – er verliebte sich in seine eigene Schöpfung.

Er träumte, dass sie nachts sanft atmete, dass sich ihr Brustkorb hob und senkte. Jeden Morgen erwachte er in Stille, dem grausamen Hohn seiner Fantasie.

Ein Gebet an Aphrodite

Als das Fest der Aphrodite kam, schloss sich Pygmalion den Gläubigen an und kniete vor der Göttin der Liebe nieder. Sein Gebet war leise, fast beschämt:

„Göttin, wenn es möglich ist, gewähre mir eine Gemahlin wie meine Elfenbeinmaid.“

Aphrodite, die Ironie ebenso liebte wie Barmherzigkeit, erhörte ihn. Sie sah in ihm nicht Lust, sondern Hingabe – und vielleicht einen Spiegel ihrer eigenen Macht, Begierde zu entfachen.

Als Stein zu Fleisch wurde
Als Pygmalion nach Hause zurückkehrte, fiel das Mondlicht auf Galateas Gestalt. Er streckte die Hand aus, wie immer, und presste seine Lippen auf ihre. Doch diesmal empfing ihn Wärme. Die Härte ihres Körpers erweichte unter seiner Berührung. Farbe kehrte in ihre Wangen zurück. Ihre Augen öffneten sich, unsicher und lebendig.

Er keuchte auf, fiel auf die Knie und dankte der Göttin. Galatea – nun keine Traumgestalt mehr, sondern eine Frau – lächelte und sprach seinen Namen. Kurz darauf heirateten sie mit Aphrodites Segen. Aus ihrer Verbindung entstand Paphos, die Stadt, die den Tempel der Göttin beherbergen sollte.

Das Vermächtnis eines Traums
In der Geschichte von Pygmalion wohnt eine Wahrheit, älter als Stein: Was wir aus Liebe erschaffen, kann eines Tages zu uns zurückkehren und uns lieben.

Zurück zu Griechische Mythologie

Kommentare